10 Sekunden fehlen zum Überraschungssieg

Die TuS Harsefeld Tigers haben das Wunder in der Regionalliga Nord denkbar knapp verpasst. Das Heimspiel gegen den amtierenden Meister ECW Sande verloren die Harsefelder mit 4:5 nach Verlängerung. Dabei sah der Außenseiter bis 10 Sekunden vor Schluss wie der Sieger aus, ehe der Favorit aus Sande die Overtime erzwang und im Sudden-Death das Spiel für sich entschied.

Die Tigers präsentierten sich wie in den drei vorangegangenen Spielen zuvor defensiv kompakt und gut organisiert. Dass die Jadehaie, eine Mannschaft mit hervorragenden, technisch, auf höchstem Niveau spielenden Eishockeygrößen ist, zeigte sich dann schon in der 3. Minute, als ein Defensivspieler der Tigers in die Kühlbox musste. Da wurde es brandgefährlich vor dem Tor von Keeper Lars Wolfram. Vitalijs Hvorostinins bediente seinen Teamkollegen Viatchetslav Koubenski und der Stürmer hämmerte den Puck in die Maschen. In der 15. Minute legten die Haie zum 0:2 nach. Die Tigers zeigten sich keineswegs geschockt über die Führung des Favoriten. Ihnen gelang es, das Spiel ausgeglichen zu gestalten und in eigener Unterzahl den Anschlusstreffer durch Vadim Kulabukhov zu markieren.

Nach der Pause kam die Tigers Truppe motiviert aus der Kabine. Das Team blieb seiner Linie treu. Mit hartem Körperspiel brachten die Kufen-Cracks aus Harsefeld die Sander zeitweise aus dem Konzept. Zudem erarbeitete sich das Tigers Team zunehmend eigene Chancen. Eine davon konnte Tim McLean in der 27. Minute im Tor zum 2:2-Ausgleich unterbringen. Dank einer starken kompakten Defensivleistung des gesamten Teams wurden im zweiten Drittel noch zwei Unterzahlsituationen torlos überstanden.

Die faustdicke Überraschung kam dann in der 43. Minute. Mit dem Glück des Tüchtigen setzte sich Marc Meinhardt über die rechte Seite durch, bediente Sebastian Schröder, der die schwarze Scheibe an Goalie Karlis Zakrevskis vorbeischob. Die Führung währte 91 Sekunden, dann gelang den Haien erneut der Ausgleichstreffer durch Topscorer Vitalijs Hvorostinins. Direkt nach dem Ausgleich musste Sergejs Piskunovs auf die Strafbank. Die Haie waren gerade einmal sechs Sekunden vollzählig auf dem Eis, da gingen die Tigers durch Yannik Henry erneut in Führung (50.). Die Spannung war praktisch mit Händen greifbar als in Minute 57:04 ein Tigersverteidiger in die Kühlbox musste.
Die Tigers präsentierten sich gegen das starke Powerplay der Haie hervorragend, blieben auch diesmal ohne Gegentor. Es waren nur noch 56 Sekunden auf der Uhr. Die Luft brannte. Doch ECW Youngster Artur Galwas erzwang nur 10 Sekunden vor Schluss, mit einem ansehnlichen Schuss von der Blauen direkt in den Winkel, die Overtime.

Fünf Minuten, drei gegen drei. Das nächste Tor entschied über Sieg oder Niederlage. Aber es war unglaublich, dass das Tigers Team gegen die übermächtigen Sander Jadehaie überhaupt so weit gekommen war. Der Druck lag bei den Gästen. Entsprechend selbstbewusst und kämpferisch gingen die Tigers zu Werke. Zwei Minuten waren die Gastgeber in Puckbesitz, bevor Kevin Schophuis den Puck aus dem Angriffsdrittel rausstocherte. Der 20jährige Gallwas hatte einen Break und legte – chancenlos für Goalie Wolfram, den Puck ins Netz. Beeindruckend: der Sander Rookie erzielte an diesem Abend sein drittes und das zweite entscheidende Tor für die Haie.

Rein sportlich kann man die Leistung der Tigers in dieser Partie kaum hoch genug einordnen. Schließlich traf der Tabellenvorletzte auf den amtierenden Meister und Tabellenzweiten (jetzt Tabellenführer) der Liga, der zudem in der Liga gerade einen richtigen Lauf hatte. Nahezu alle Gegner wurden mit Kantersiegen aus der Halle geschossen. Den Mitfavoriten Harzer Falken besiegten das Team vom Jadebusen unlängst mit 5:2.

22 Tage, 4 Spiele, 8 Punkte. In nur drei Wochen hat sich der Underdog der Regionalliga – die TuS Harsefeld Tigers – den Respekt der gesamten Liga erspielt.