Vorfreude auf Play-off-Spiele währt nicht lange

Tageblatt stellt vor: MENSCHEN IN ZEITEN DER KRISE

HARSEFELD. Da hatte er die Bestätigung, dass er zu den besten Eishockey-Schiedsrichtern Deutschlands gehört: Der Harsefelder Marek Falten (28) sollte Play-off-Spiele der Zweiten Bundesliga leiten und gehörte damit zu einem erlesenen Kreis.

„Ich habe mich richtig gefreut“, sagt er. Falten war bereits für Spiele in Kaufbeuren und Kassel eingeteilt. Zugleich mehrten sich in der Eishockey-Szene die Gerüchte, dass die Saison aufgrund des sich ausbreitenden Coronavirus vor dem Abbruch stehe – so wie es die Schweizer vorgemacht haben.

Einen Tag später war klar, es stimmte. „Das ist natürlich sehr ärgerlich“, sagt Falten über seine unmittelbare Reaktion nach der Entscheidung. „Wenn man aber die Gesamtsituation betrachtet, ist klar: Es war notwendig.“ Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hatte angesichts des Coronavirus einen vorzeitigen Abbruch der Saison beschlossen. Kein Meister in der zweiten Liga, kein Absteiger, kein Aufsteiger. Und für Marek Falten begann die Sommerpause früher als geplant.

„Es lief nicht so wie erhofft“

Hinter dem Harsefelder liegt eine durchwachsene Saison. Falten hatte gehofft, sich als Erstliga-Schiedsrichter zu festigen. Er absolvierte auch fünf Einsätze, leitete den Großteil der Spiele aber eine Liga drunter. „Es lief nicht so wie erhofft“, sagt Falten. „Ich denke aber, dass ich gut in der zweiten Liga unterwegs war.“ Immerhin zeige die Nominierung für die Play-offs, dass er zu den Besten gehöre. Insgesamt leitete Falten knapp 60 Spiele in dieser Saison – dann folgte der Abbruch.

Faltens Eishockey-Laufbahn begann beim TuS Harsefeld. Mit sieben Jahren machte er die ersten Schritte auf dem Eis, durchlief alle Altersgruppen und stand schließlich im Tor. Mit 16 spielte er für das Seniorenteam und trainierte mit der Landesauswahl, ein vielversprechendes Talent. Zugleich leitete er 2007 seine ersten Spiele und entdeckte damit eine neue Leidenschaft.

Falten leitet etwa zwei Spiele in der Woche

Falten pfiff zunächst auf Landesebene, wurde später Linienrichter in den Nachwuchsklassen des DEB bis hin zur Oberliga. Von 2010 bis 2017 kam er in der zweiten Liga zum Einsatz. Danach ist er in die Rolle des Hauptschiedsrichters gewechselt, wurde ins Ausbildungsprogramm des Verbandes aufgenommen und gab 2018 sein Erstliga-Debüt. „Die Zahl der DEL-Schiedsrichter ist begrenzt“, sagte Falten im vergangenen Jahr, „da kann man sich nicht zurücklehnen, wenn man sich etablieren möchte.“

In der Regel leitet Falten neben seinem Hauptjob zwei Spiele in der Woche. Auch in den Zweitliga-Play-offs wäre er viel unterwegs, diese „Mehrbelastung“ falle jetzt weg, sagt Falten. Mehr Zeit also an den Wochenenden, für den eigenen Hausbau und die verfrühte Vorbereitung auf die kommende Saison. Im sogenannten „Sommertraining“ geht es darum, Kraft und Ausdauer aufzubauen. Im Sommer stehen dann in der Regel Lehrgänge und verschiedene Tests an. Dabei geht es um die Frage, wo die Schiedsrichter in der kommenden Saison eingesetzt werden. Für Falten steht fest: „Ich will wieder die erste Liga in Angriff nehmen.“

Serie zur Krise

In der Krise läuft nichts wie gewohnt. Das TAGEBLATT stellt daher Menschen vor, die mit den Folgen der Corona-Krise kämpfen und ihr Leben darauf einstellen müssen.

Quelle: Stader Tageblatt / von Tim Scholz